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AFS Kommunikation
Er­höh­te Ri­si­ken er­for­dern aus­rei­chen­de Re­si­li­enz im deut­schen Fi­nanz­sys­tem

Auch im zweiten Halbjahr 2023 erwies sich das deutsche Finanzsystem trotz bestehender hoher Verwundbarkeiten als stabil. Angesichts gestiegener Zinsen, eingetrübter Wachstumsaussichten, erhöhter Cyberrisiken und geopolitischer Konflikte besteht aber weiterhin hohe Unsicherheit. Derzeit profitieren Kreditinstitute von den gestiegenen Zinsen und verzeichnen höhere Gewinne. Im weiteren Zeitverlauf dürften die Einlagenzinsen an Kunden und damit die Refinanzierungskosten aber weiter steigen und die aktuell erhöhten Zinsmargen wieder zurückgehen. Bei Unternehmen und privaten Haushalten verringert die höhere Zinsbelastung deren Schuldentragfähigkeit. Das kann sich zukünftig in höheren Kreditausfällen niederschlagen. Die derzeitig relativ hohen Bewertungsniveaus an den Märkten erhöhen das Risiko von deutlichen Marktpreiskorrekturen und damit einhergehenden Verlusten für das Finanzsystem. Nicht zuletzt erhöhen geopolitische Spannungen das Risiko von Cyber-Attacken mit hohem Schadenspotenzial auch für die Finanzstabilität. Dies erfordert eine entsprechend hohe Widerstandskraft.

Der Ausschuss für Finanzstabilität (AFS) beschäftigte sich im vergangenen Halbjahr u.a. mit den Risiken aus dem Gewerbeimmobiliensektor. Die Nachfrage nach Gewerbeimmobilien ist vor allem durch die gestiegenen Zinsen weiter gesunken, in Deutschland wie auch international. Es gibt zudem strukturelle Nachfrageanpassungen, vor allem im Bereich der Büro- und Einzelhandelsimmobilien. Das Transaktionsvolumen hat sich auf einem niedrigen Niveau eingependelt. Die zuletzt fallenden Gewerbeimmobilienpreise führen auch dazu, dass Sicherheiten nach und nach niedriger bewertet werden müssen. Der Anteil notleidender Gewerbeimmobilienkredite ist, ausgehend von einem niedrigen Niveau, zuletzt angestiegen. Mehrere Projektentwickler und Immobilienunternehmen kämpfen mit finanziellen Schwierigkeiten bis hin zur Insolvenz. Für einen erheblichen Teil der Gewerbeimmobilienkredite dürften die Kreditzinsen aufgrund der relativ kurzen Zinsbindungen in den nächsten Jahren deutlich steigen. Dies kann die Schuldentragfähigkeit der Kreditnehmer beeinträchtigen. Die Kreditrisiken im Gewerbeimmobiliensektor sind daher erhöht. Es bestehen zudem Konzentrationsrisiken im Geschäftsmodell und bei Einzelengagements einzelner Institute. Die Banken sind deshalb angehalten, ihre Risikovorsorge ausreichend zu stärken. Auch die Risiken aus Wohnimmobilienfinanzierungen bleiben weiterhin erhöht. Traditionell lange Zinsbindungen schützen die privaten Haushalte auf mittlere Sicht zunächst vor gestiegenen Zinsen. Die privaten Haushalte profitieren zudem von einem bislang robusten Arbeitsmarkt. Die zuletzt fallenden Wohnimmobilienpreise und die schwache Konjunktur steigern jedoch die Unsicherheit über die weitere Entwicklung.

Angesichts der nach wie vor erhöhten Risiken für die Finanzstabilität sollte die Widerstandsfähigkeit des Finanzsystems weiterhin gestärkt werden. Das makroprudenzielle Maßnahmenpaket der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) leistet dazu einen wichtigen Beitrag. Das Maßnahmenpaket besteht aus dem antizyklischen Kapitalpuffer von 0,75 % der inländischen Risikopositionen und dem sektoralen Systemrisikopuffer auf mit Wohnimmobilien besicherte Kredite von 2,0 %. Der AFS diskutiert regelmäßig die Angemessenheit der Maßnahmen, er konnte keine negativen Auswirkungen auf die Kreditvergabe oder die Kreditzinsen feststellen. Die schwache Kreditdynamik ist nachfragebedingt, eine angebotsseitige Einschränkung der Kreditvergabe ist nicht feststellbar. Die deutschen Kreditinstitute sollten die derzeit noch gute Ertragsentwicklung nutzen, um ihr Kernkapital und damit ihre Widerstandsfähigkeit weiter zu stärken. Auch eine weiterhin hohe Cyber-Resilienz ist erforderlich. Der AFS wird die weitere Entwicklung beobachten und bewerten. Bei Bedarf kann der AFS empfehlen, die Maßnahmen einer veränderten Risikolage flexibel anzupassen. Die Mitglieder des AFS prüfen fortlaufend, ob weitere Maßnahmen ergriffen werden müssen, um die Finanzstabilität in Deutschland zu wahren.

Der AFS kommuniziert bereits seit Jahren regelmäßig anlässlich der Veröffentlichung des AFS-Jahresberichts. Beginnend mit dieser Pressemitteilung wird er regelmäßig zusätzlich im Dezember kommunizieren. Die regelmäßigere Kommunikation dient dazu, die Wirksamkeit und Transparenz makroprudenzieller Politik weiter zu stärken.

Hier finden Sie eine Übersicht zur Kommunikation des AFS.