Das deutsche Finanzsystem war auch im zweiten Halbjahr 2024 widerstandsfähig. Das makrofinanzielle Umfeld hellte sich im Verlauf des Jahres 2024 schrittweise auf. Bestehende Verwundbarkeiten reduzierten sich langsam und geordnet. Herausforderungen bleiben jedoch bestehen, insbesondere in Anbetracht weiterhin gedämpfter Wachstumsaussichten, geopolitischer Spannungen und internationaler Unsicherheitsfaktoren. Die Banken konnten den außergewöhnlich starken Zinsanstieg in den Jahren 2022 und 2023 nutzen und ihre Zinsgewinne steigern. Perspektivisch sind jedoch sinkende Zinsgewinne im Bankensektor zu erwarten. Auch die deutschen Nichtbank-Finanzintermediäre (NBFI) haben den Zinsanstieg gut bewältigt. Insbesondere bei Lebensversicherern und offenen Immobilienfonds bestehen jedoch unter anderem Liquiditätsrisiken. Cyberrisiken bleiben ausgeprägt und bergen ein hohes Gefahrenpotenzial für die Finanzstabilität. Die schwache konjunkturelle Entwicklung und strukturelle Herausforderungen belasten den Unternehmenssektor und können perspektivisch zu steigenden Kreditrisiken führen. Insgesamt bestehen weiterhin erhöhte systemische Risiken im deutschen Finanzsystem.
Der Ausschuss für Finanzstabilität (AFS) beschäftigte sich im vergangenen Halbjahr unter anderem mit den Risiken aus dem Wohnimmobiliensektor. Die Wohnimmobilienpreise haben sich stabilisiert. Angesichts der aktuellen konjunkturellen Schwäche und der strukturellen Veränderungen in der deutschen Wirtschaft bestehen jedoch Unsicherheiten zu den weiteren Aussichten für den bislang recht robusten Arbeitsmarkt. Die Lage im Gewerbeimmobiliensektor bleibt derweil angespannt. Die Kreditqualität von Gewerbeimmobilienkrediten verschlechtert sich zunehmend. Der Bestand notleidender Gewerbeimmobilienkredite ist im vergangenen Jahr stark gestiegen und mittlerweile vergleichsweise hoch. Die Gewerbeimmobilienpreise sind zuletzt nicht weiter gesunken, die Transaktionsvolumina sind aber weiterhin niedrig. Weitere Preisrückgänge sind nicht ausgeschlossen. Die Risiken aus dem Gewerbeimmobiliensektor sind daher erhöht. Für sich genommen scheinen sie aber für das Finanzsystem als Ganzes verkraftbar.
Angesichts der weiterhin bestehenden Herausforderungen für die Finanzstabilität sollte die Widerstandsfähigkeit des Finanzsystems erhalten bleiben. Das makroprudenzielle Maßnahmenpaket der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) leistet dazu einen wichtigen Beitrag. Das Maßnahmenpaket besteht aus dem antizyklischen Kapitalpuffer (CCyB) von 0,75 % der inländischen Risikopositionen und aus dem sektoralen Systemrisikopuffer auf mit Wohnimmobilien besicherte Kredite (sSyRB) von 2,0 %. Der AFS erachtet das makroprudenzielle Maßnahmenpaket im aktuellen makrofinanziellen Umfeld weiterhin als angemessen. Er konnte keine negativen Auswirkungen auf das Kreditangebot oder die Kreditzinsen feststellen. Die weiterhin schwache Kreditdynamik ist nachfragebedingt. Der Ausschuss beobachtet die Entwicklungen aufmerksam. Bei Bedarf kann der AFS empfehlen, die Maßnahmen einer veränderten Risikolage flexibel anzupassen. Die im AFS vertretenen Institutionen prüfen zudem fortlaufend, ob weitere Maßnahmen ergriffen werden müssen, um die Finanzstabilität zu wahren.
Hier finden Sie eine Übersicht zur Kommunikation des AFS.