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AFS-Bericht
Sechs­ter AFS-Be­richt zur La­ge und Ent­wick­lung der Fi­nanz­sta­bi­li­tät an den Bun­des­tag

Im sechsten Bericht des AFS vom 20. Mai 2019 standen die Themen Cyberrisiken und „Brexit“ im Fokus. Weiterhin beschäftigte sich der AFS mit dem antizyklischen Kapitalpuffer für Banken.

Deutschland befindet sich in einer langen Phase wirtschaftlichen Wachstums und niedriger Zinsen. Auch wenn die gesamtwirtschaftliche Aktivität in Deutschland im Berichtszeitraum (zwischen April 2018 und März 2019) spürbar an Schwung verloren hat, ist der gesamtwirtschaftliche Auslastungsgrad weiterhin hoch. Es zeigen sich jedoch drei wesentliche Verwundbarkeiten, die eng miteinander zusammenhängen: (i) Unterschätzung von Kreditrisiken; (ii) Risiken, die sich aus der Immobilienfinanzierung ergeben; und (iii) Zinsrisiken, wenn die Zinsen noch über längere Zeit sehr niedrig bleiben oder abrupt steigen.

Wegen der, in der Gesamtschau gezeigten, zyklischen Systemrisiken diskutierte der AFS makroprudenzielle Handlungsoptionen und erörterte, welche Instrumente geeignet wären, die Risikotragfähigkeit insbesondere des Bankensektors zu stärken. Nach Ansicht des AFS ließe sich die Aktivierung des antizyklischen Kapitalpuffers bei anhaltendem Risikoaufbau begründen. Denn ein unerwarteter starker konjunktureller Abschwung könnte den gesamten Bankensektor treffen und durch diesen verstärkt werden.

Die kräftige Preisdynamik bei Wohnimmobilien hat sich fortgesetzt. Trotz weiter steigender Preise sind Stabilitätsrisiken aus dem Neugeschäft mit Wohnimmobilienfinanzierungen bislang begrenzt. Stabilitätsrisiken können sich jedoch aus dem Wohnimmobilien-Kreditbestand ergeben, etwa im Falle eines unerwarteten starken Konjunkturabschwungs. Der AFS hielt fest, dass die Datenlage zu Wohnimmobilienkrediten weiter verbessert werden sollte.

Die niedrigen Zinsen belasten die deutschen Lebensversicherer weiter erheblich. Auch deshalb begrüßt der AFS die Neuregelung der Zinszusatzreserve, die einen langsameren Aufbau dieser vorsieht.

Mit der fortschreitenden Digitalisierung und Vernetzung im Finanzsystem geht eine stetig steigende Gefahr von Cybervorfällen einher. Um mögliche systemische Ansteckungskanäle zu identifizieren, greift der AFS unter anderem auf einen makroprudenziellen Cybermapping-Ansatz der Deutschen Bundesbank zurück, der gemeinsam mit der BaFin weiterentwickelt werden soll.

Wie bereits im letzten Bericht festgestellt, sollten die regulatorischen Privilegien von Staatsschuldtiteln mittel- bis langfristig abgebaut werden. Der AFS sieht deshalb den Vorschlag der EU-Kommission kritisch, staatsanleihebesicherte Wertpapiere einzuführen.

Letztlich könnte ein ungeordneter Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU erhebliche real- und finanzwirtschaftliche Verwerfungen zur Folge haben. Resultierende Korrekturen im internationalen Umfeld könnten sich auf das deutsche Finanzsystem auswirken.